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Offener Brief an die Wettbewerbskommission der EU
Bern, 16. Februar 2017: In der Agrarindustrie stehen grosse Fusionen bevor. Darunter ist der Kauf der Basler Syngenta durch ChemChina. Es droht eine schädliche Marktkonzentration. Beeinträchtigt würde auch die Vielfalt beim Saatgut und damit die Sicherheit der Ernährung weltweit. HEKS hat deshalb einen offenen Brief an die Wettbewerbskommission der EU unterzeichnet, damit diese die anstehenden Übernahmen stoppt.
Die Übernahme von Syngenta durch die chinesische ChemChina, der Kauf von Monsanto durch Bayer, sowie in den USA die Fusion von Dow und DuPont : in der Agrochemie stehen drei Grossfusionen vor dem Abschluss. Das verstärkt eine Marktkonzentration, die sich schädlich auf Wettbewerb und Innovationen auswirkt. Zugleich gewinnt die industriell-kapitalistische Landwirtschaft noch mehr an Gewicht und das heisst: mehr Pestizide, mehr Agrogentechnik und weniger Vielfalt beim Saatgut. Dies obwohl der wegweisende Weltagrarbericht von 2008 zum Schluss kam, dass „weiter wie bisher keine Option“ ist. Um die von den Firmen in Aussicht gestellten Einsparungen zu erreichen, dürften sich Forschung und Entwicklung noch stärker nur auf ein paar wenige Pflanzensorten und kommerziell nutzbare Eigenschaften fokussieren. Das schmälert die Vielfalt der Pflanzensorten und beeinträchtigt die Sicherheit der Ernährung weltweit.
«Unter der Marktkonzentration in der Agrochemie werden die Bauernfamilien im Süden besonders leiden. Es ist zu erwarten, dass mit diesen Fusionen mehr Druck auf die Länder des Südens ausgeübt wird, einschränkende Saatgutgesetze zu unterschreiben und gentechnisch verändertes Saatgut zuzulassen», kommentiert Silva Lieberherr, Fachperson Landwirtschaft und Land Grabbing bei HEKS. «Die Wettbewerbskommission muss deshalb bei der Prüfung des Antrages von ChemChina/Syngenta auch die anderen Fusionen und ihre Folgen mitberücksichtigen.»
Hinter dem offenen Brief an die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager stehen nebst HEKS die Coordination gegen BAYER-Gefahren, Multiwatch, Public Eye, Swissaid und Fastenaktion. Diese und weitere Organisationen fordern mit dem Schreiben die Wettbewerbskommission auf, bei ihren Entscheiden zu den Fusionen die ganze Marktkonzentration in der Agroindustrie einzubeziehen. «Sonst droht eine Konsolidierung der gesamten Nahrungskette und bringt einer Handvoll Konzerne die Macht über die Welternährung», erläutert Lieberherr. Die Organisationen appellieren deshalb an Frau Vestager, ein Signal für eine Umkehr zu geben und die geplanten Fusionen abzulehnen.