Dem Palmöl-Konzern schutzlos ausgeliefert

28.09.2017

In Guatemala vermehren sich die Ölpalmplantagen rasant. Die angestammten Maya-Völker werden vertrieben. Was das bedeutet, haben Carolina und ihre Familie am eigenen Leib erfahren.

Inmitten der dicht bepflanzten Ölpalmplantage steht Carolina Rax Tiul*. Sie lebt mit ihrer Familie unweit der endlosen Palmreihen, in denen kein Licht mehr durchdringt und die den lokalen Pflanzen den Platz wegenehmen.

Ihre Wohnung ist bescheiden, es gibt wenig Platz für das Ehepaar und die vier Kinder. Das war nicht immer so. «Bevor wir von bewaffneten Soldaten von unserem Boden vertrieben wurden, hatten wir ein schönes Haus. Wir hatten Land, das wir bepflanzt haben, und ernteten so viel Mais, dass wir immer auch noch etwas davon verkaufen konnten», erzählt Carolina. «Wir hatten ein gutes Leben.»

Die Erde bedeutet uns alles

Doch dieses Leben ist Vergangenheit. Weil der Agrarkonzern Naturaceites ihr Land für den Anbau von Ölpalmen aneignete, wurde die Familie Rax Tiul vertrieben. Plötzlich obdachlos, musste sie sich mühevoll ein neues Leben aufbauen. Die Sicherheitskräfte brannten ihr Haus und die Gemüsegärten nieder.

Noch heute ist Carolina traurig, wenn sie daran denkt, wie alles zerstört wurde und wie die Verantwortlichen der Firma ihnen vorwarfen, sich widerrechtlich auf dem Land angesiedelt zu haben, um sie dann als Eindringlinge zu vertreiben. Entrüstet wehrt sie sich gegen diese Anschuldigung und sagt mit Bestimmtheit:

«Dieses Land hat schon unseren Vorfahren gehört und in diesem Sinne haben wir es gehegt und gepflegt, denn die Erde bedeutet uns Maya alles.»

Als ob es nicht schon genug wäre, dass die Familie heute kaum genug zum Leben hat, macht die Umgebung der Ölpalm-Plantagen Mensch und Tiere auch noch krank. «Auf der Plantage werden Pestizide und Dünge- mittel eingesetzt, um die Erträge zu steigern», sagt Carolina Rax Tiul.

Immer mehr Ölpalmplantagen

Das Leben im Gebiet San Miguelito Cotoxjà ist gefährlich geworden. Doch nicht nur in dieser Region Guatemalas entstehen mehr und mehr Ölpalmplantagen. Mittlerweile gibt es sie in 9 von 22 Departementen und es werden ständig mehr. In den letzten Jahren belief sich ihr Wachstum auf 300 Prozent. Eine Entwicklung, die Carolina und ihrer Familie Angst macht, denn sie müssen jederzeit damit rechnen, unter fadenscheinigen Begründungen erneut vertrieben zu werden.

* Name geändert

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