Über 4500 Personen gingen am 22. Februar auf die Strasse um für eine sozialere und ökologischere Landwirtschaft zu demonstrieren. Bäuerinnen, Bürger, Politikerinnen und Aktivisten von jung bis alt sorgten für einen bunten und fröhlichen Umzug. In Vorfeld hatten die Beteiligten gemeinsam die Vision 2030 erarbeitet, um zu skizzieren wie die Schweizer Landwirtschaft in 10 Jahren aussehen könnte. Diese wurde im Anschluss an die Demo an Parlamentarier und Parlamentarierinnen übergeben.
«Ich bin heute hier, weil wir uns dafür einsetzen, dass das Saatgut in den Händen von Bäuerinnen und Bauern bleibt. Wir von HEKS und Fastenaktion unterstützen Bauernorganisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika in ihrem Widerstand gegen den Versuch der Agrarkonzerne, Saatgut zu privatisieren und zu monopolisieren.
Ich bin begeistert, dass wir heute so viele sind. Und dass wir gemeinsam eine Landwirtschaft wollen, die sozial ist, die ökologisch ist, die bäuerlich ist.
Saatgut ist dafür zentral. Es steht am Anfang jeder Lebensmittelproduktion. Wenn das Saatgut nicht mehr in der Hand von Bäuerinnen und Bauern ist, können wir unsere Vision einer sozial-ökologischen Landwirtschaft nicht erreichen.
In den Industrieländern haben die Konzerne den Saatgutmarkt längst übernommen. Und es sind nur noch eine Handvoll grosser Agrarfirmen, die den kommerziellen Saatgutmarkt weltweit kontrollieren. Bayer-Monsanto aus Deutschland, Corteva-Agriscience aus den USA. Und natürlich Syngenta, mittlerweile chinesisch, aber mit Hauptsitz in Basel. Die drei teilen 60 Prozent des kommerziellen Saatgutmarktes unter sich auf. Das ist ein Skandal. Wer das Saatgut kontrolliert, kontrolliert unsere Ernährung.
Diese Übermacht der Unternehmen dürfen nicht akzeptieren! Sie haben viel zu viel Einfluss darauf, wie die Landwirtschaft heute und in Zukunft aussieht.
Ihren Einfluss setzen die Firmen auch in Afrika, Asien und Lateinamerika ein, um neue Märkte zu erschliessen. Und die Schweiz unterstützt sie dabei tatkräftig.
Das Vehikel dazu sind Freihandelsabkommen. Wenn die Schweiz verhandelt, sind die Interessen der Agrarkonzerne immer mit an Bord. Beim Abkommen mit Indonesien zum Beispiel, hat die Schweiz durchgesetzt, dass Indonesien ein strenges Sortenschutzgesetz verabschieden muss.
Sortenschutz ist eine Art Copyright auf Saatgut. Damit erhalten die Konzerne auf ihre Sorten das alleinige Verfügungsrecht. Wer solches Saatgut kauft, darf es genau einmal aussäen.
Alles andere ist den Bauern verboten: sie dürfen solcherart sortengeschütztes Saatgut nicht aus der Ernte zurückbehalten für die nächste Aussaat. Sie dürfen es nicht mit anderen tauschen. Sie dürfen es nicht auf dem lokalen Markt verkaufen.
Auf all das drohen mit dem neuen, strengen Sortenschutz hohe Strafen. Aber genau das: Nachbau, Tausch und Verkauf auf dem lokalen Markt machen die Bäuerinnen und Bauern seit Jahrtausenden. In Ländern des globalen Südens sind diese Praktiken auch heute noch Grundlage für Ernährungssicherheit und biologische Vielfalt.
Wenn jetzt die Schweiz Länder wie Indonesien und aktuell auch Malaysia dazu drängt, strenge Sortenschutzgesetze zu verabschieden, dann schützt sie damit nur die Interessen der Agrarkonzerne. Und bringt damit die Länder dazu, die bäuerlichen Saatgutsysteme zu zerstören.
Verantwortlich für die Verhandlungen der Freihandelsabkommen ist das Staatssekretariat für Wirtschaft, das Seco. Im Moment laufen die Verhandlungen zum Abkommen mit Malaysia.
Darum schicken im Moment Bauern und Bäuerinnen aus Malaysia und vielen anderen Ländern weltweit Briefe ans Seco. Sie fordern, dass das Seco aufhört, in den Freihandelsabkommen strenge Sortenschutzgesetze zu verlangen.
Schliesst Euch den Bauern und Bäuerinnen an. Schreibt auch Ihr einen Brief an das Seco. An unserem Stand haben wir die Briefe vorbereitet. Kommt unbedingt vorbei. Wir freuen uns riesig über Eure Unterstützung – damit das Saatgut in den Händen der Bäuerinnen und Bauern bleibt!»